Wasser und Wein: Die Bedeutung des Lesens und die Aufgaben schulischer Leseförderung

Da Leseförderung am Gymnasium bei St. Anna eine zentrale Rolle spielt, holte die Fachschaft Deutsch einen ausgewiesenen Experten ins Haus: Prof. Dr. Klaus Maiwald, Ordinarius für Deutschdidaktik an der Universität Augsburg. Auf Einladung der Societas Annensis hielt der renommierte Lehrstuhlinhaber am 17. November 2016 einen kurzweiligen Abendvortrag vor unseren Schülern/-innen der Q11, Kollegen/-innen und Mitgliedern der Ehemaligenvereinigung unserer Schule. Um mit der Titelmetapher zu sprechen: Ohne Lesen ist alles nichts – aber Lesen ist nicht alles. Für die einen ‚Lebenselexier’, ja ein besonderer Genuss, sind Bücher für andere weder ‚der Weg zum Glück’ (Dalai Lama) noch ein Erfolgsrezept.

Am Anfang aber steht in jedem Falle das Vor-Lesen im Sinne dessen, dass gerade junge Leser/-innen Vorbilder brauchen, die ihre Lesebegeisterung vorleben, sei es zuhause oder in der (Vor-)Schule. Deutschlehrer/-innen und Eltern sind im besten Falle auch Bücherwürmer und Leseratten, denen Kinder und Jugendliche nacheifern können. Dazu bedarf es aber nicht nur der Lesefreude, sondern auch jener Lesekompetenz, die erst nach dem deutschen PISA-Schock des Jahres 2000 ins didaktische Bewusstsein rückte und zu einem Paradigmenwechsel in der Leseförderung führte. Wurde diese in den 1990er Jahren vor einer überschaubaren Medienlandschaft noch als bloße Anregung zum literarischen Lesen empfunden, so ist seit den von PISA aufgedeckten Defiziten das funktionalistische und kognitivistische Lesen in den Fokus gerückt. Analog zum Beispiel eines Fußballers, dem elementare Techniken fehlen und der nicht durch einen Top-Fußballschuh spielen lernt, bedarf es bei mangelnder Lesekompetenz kaum bloßer Leseanreize. Unter didaktischer Perspektive gilt es vielmehr, drei miteinander verschränkte Ebenen des Lesens und der Leseförderung zu berücksichtigen: die Prozessebene (Textverstehen) durch Lesestrategien und Lautleseverfahren; die Subjektebene (Selbstkonzept des Lesers) durch freies bzw. Viel-Lesen und anregenden Literaturunterricht sowie die (außer-)schulische soziale Ebene.

In dieser Hinsicht also ist die Fachschaft Deutsch doppelt gefragt – und leistet am 18. November, dem Bundesweiten Vorlesetag, wieder einen Beitrag: Unseren Fünftklässlern/-innen wird in der Mediathek vorgelesen, diesmal von unserer Schulleitung, Herrn Schwertschlager und Herrn Meyr, vom Fachbetreuer Herrn Brenner und von unserer Elternbeiratsvorsitzenden Frau Günther. Dass sich die Vorleser/-in Zeit für die Kinder nehmen – wie sich auch Herr Prof. Maiwald Zeit für unsere Q11 genommen hat – ist vor allem eines: gelebte Leseförderung.

Die Fachschaft Deutsch bedankt sich bei allen Beteiligten für ihr Engagement sowie bei der Societas Annensis für großzügige Förderung des Vortragsabends!

(Dr. Sandra Schwarz)