Abend der W-Seminare

Zum Ende des Corona-Schuljahres konnte die Societas Annensis noch ihren seit 2013 veranstalteten Abend der W-Seminare präsentieren. Nach einem Jahr coronabedingter Pause gingen heuer wieder vier Referenten mit ihren mit Bestnote bewerteten Arbeiten ins Rennen um den Publikumspreis.

Jakob Hochheuser präsentierte „Trautmann: Historische Tatsachen und ihre filmische Umsetzung.“ Bert Trautmann wurde berühmt, weil er als deutscher Torwart im englischen Pokalfinale 1956 mit zwei gebrochenen Halswirbeln weiterspielte und seinem Team den Sieg sicherte, nachdem er einige Jahre vorher noch als Wehrmachtssoldat gegen England Krieg geführt hatte. Jakob Hochheuser differenzierte in seiner Arbeit die historische Geschichte, das Quellenmaterial und deren Umsetzung im Film von Marcus H. Rosenmüller. Er konnte sich dabei u.a. auf ein dreistündiges Interview mit „Rosi“ stützen. Jakob Hochheuser präsentierte seine Arbeit sehr authentisch und machte Lust, sich den Film erstmals oder nochmals anzusehen. (Leitfach Deutsch, C. Weiser)

Julia Frenzel referierte zum Thema „Patriotismus in den USA – amerikanischer Traum oder Albtraum?“ In ebenso beklemmenden wie aussagekräftig zusammengestellten Filmausschnitten zeigte sie einleitend den Sturm auf das Capitol im Januar 2021, als selbsternannte Patrioten, aufgestachelt durch den abgewählten Präsidenten, das für die Feststellung der Wahl zuständige Verfassungsorgan überfielen.

Auf den Schock dieser Bilder setzte Julia Frenzel ihre Analyse des amerikanischen Patriotismus als Ausdruck vaterländischer Gesinnung. Ihre Darstellung des liberalen Patriotismus gegen konservativen Patriotismus, des konstruktiven Patriotismus gegenüber dem andere Nationen herabsetzenden Nationalismus mündete schließlich in ihr starkes Schlussplädoyer für die Präambel der US-Verfassung „We the people“ und deren seit über 200 Jahren konstant vertretene Wertvorstellungen von Gleichheit, Freiheit und Demokratie: Der an diesen Werten orientierte Patriotismus als ein großartiger Teil des amerikanischen Traums, den niemand fürchten muss. (Leitfach Geschichte, Hans K. Hirsch)

Lea Capek stellte in ihrer Seminararbeit „Frauen in der amerikanischen Raumfahrt“ Frauen in der amerikanischen Raumfahrtsgeschichte und deren große Beiträge zum Apolloprogramm mit dem Höhepunkt der Mondlandung 1969 vor. Die damaligen „Human Computers“ der NASA waren Frauen, die im Hintergrund bleiben mussten. Helden waren das männliche Führungspersonal und die Astronauten.

Jetzt will die NASA mit ihrem Artemis-Programm 2028 die erste Frau auf den Mond bringen. Aber warum Frauen in die Raumfahrt? Weil die Raumfahrt das ultimative Symbol für den menschlichen, keinesfalls nur für den männlichen Entdeckergeist ist. (Leitfach Geschichte, Hans K. Hirsch)

Nach diesem Höhenflug stellte Andreas Bergmair seine Seminararbeit „Der Tod in Zahlen – Eine Analyse der Verletzten und Getöteten im deutschen Straßenverkehr von 1995-2017“ vor. Nach dem Motto „Daten – Wissen – Macht“ legte er die Möglichkeiten von Big Data anhand der Auswertung von Unfallstatistiken dar, Statistical Computing mittels der Software „R“. Er zeigte die Korrelation zwischen statistisch erhobenen Unfalldaten und gesetzgeberischen Maßnahmen der Unfallprävention auf die Unfallstatistiken. Sein Ausblick auf die Entwicklung des autonomen Fahrens in Deutschland, das aktuell in Stufe 2 von 5 mit teilautomatisiertem Fahren zugelassen ist, ließ einen Moment lang den Pioniergeist des Ingenieurzeitalters durch den Raum wehen: Unsere automobile Zukunft eng verknüpft mit der weiteren Entwicklung des autonomen Fahrens?! (Leitfach Mathematik, H. Ding)

Damit überzeugte Andreas das Publikum, das ihm in der Abstimmung den ersten Preis zusprach, wohl wissend, dass alle vier Arbeiten in Präsentation und Inhalt herausragend gewesen waren. Sophie Wiedemeyer (Abitur 2020) moderierte den Abend mit gut gelaunten und sympathisch zugewendeten Kurzeinführungen und ihr war es dann vorbehalten, den Stab weiterzugeben an die aufmerksam zuhörende Q11, die sich im nächsten Schuljahr präsentieren wird.

(Thomas Kemmerling, Societas Annensis)