Ad insigne pinus – ein Resümée des Gastvortrages von Dr. Magnus Ferber

Auf Einladung der Societas Annensis hielt am Donnerstag, den 23. November 2017, Dr. Magnus Ferber, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik an der Frankfurter Goethe-Universität, einen Vortrag über David Höschel, den dritten Rektor des Gymnasiums bei St. Anna und anerkannten Gräzisten seiner Zeit. Der Referent stellte Höschels Tätigkeit als Editor zahlreicher griechische Handschriften in den Fokus und entwickelte daraus drei spezifische Merkmale des Späthumanismus (ca. 1550 bis 1620), der als Renaissance-Humanismus, als konfessioneller Humanismus sowie letztlich als Umformung des Humanismus beschrieben wurde.

Ab 1593 vereinte Höschel das Amt des Rektors und Stadtbibliothekars in Personalunion, auf ihn geht der erste Katalog der griechischen Codices in der Augsburger Stadtbibliothek zurück. Von Höschels eigenen Editionen stellte der Referent besonders die Herausgabe der Bibliotheca des byzantinischen Patriarchen Photius vor, die zum Teil einmalige Auszüge christlicher und heidnischer Schriften enthält. Die Bedeutung dieses Projekts zeigt sich zum einen in der wissenschaftlichen Mitarbeit zahlreicher europäischer Gelehrter, die sich an der intensiven Korrespondenz mit Gelehrten, z.B. in Heidelberg oder Paris, erkennen lässt, zum anderen an der damit verbundenen und von dem Historiker Marx Welser geförderten Gründung des ersten Wissenschaftsverlages in Augsburg (Ad insigne pinus, Verlagsname mit der Kiefer im Emblem).

In welchem Zusammenhang standen der gelehrte Verkehr und die konfessionellen Fragen der Zeit? Unbestreitbar ist, dass wissenschaftliche Editionen von konfessionellen Positionen abhängig waren. Die Lücken in Höschels Gelehrtenkorresponden zeigen, dass kaum Kontakte mit Katholiken bestanden, der Austausch erfolgte wiederholt über Dritte wie Marx Welser, der über konfessionelle Gräben hinweg die Gelehrtentätigkeit in den Vordergrund stellte. Insgesamt muss die Frage nach einer interkulturellen Zusammenarbeit sowie nach Höschels eigener Position nach Meinung des Referenten offenbleiben. Spätestens ab 1631 erwies sich die Hoffnung, über Textkenntnis und Philologie konfessionelle Streitfragen klären zu können, als trügerisch, wie der theologische Austausch der Augsburger Gelehrten mit Jesuiten zeigt.

Ein herzlicher Dank an den Referenten Dr. Ferber durch den stellvertretenden Vorsitzenden der Societas Annensis, Thomas Kemmerling, und interessierte Nachfragen aus dem Publikum beendeten einen Vortragsabend, der angesichts der Möglichkeiten und Grenzen philologischer Tätigkeit nicht ohne kulturpessimistische Töne blieb.

(Renate Wohlmuth)