Griechische Gastfreundschaft – ein herrlicher Aufenthalt in Thessaloniki

Nach zweieinhalbstündiger Flugreise kamen wir am 24.04.2017 in Thessaloniki an, wo wir auch gleich herzlich von unseren Gastfamilien empfangen wurden. Zu Hause bei unseren Gastfamilien machten wir alle dieselbe Erfahrung: Griechen essen sehr kalorienhaltig, sehr viel und vor allem sehr oft! Ein paar Stunden später trafen wir deutschen Schüler/-innen uns wieder in der Innenstadt und unsere Austauschpartner/-innen eröffneten uns, dass wir nun alle in Gruppen aufgeteilt in sogenannte “Escape-Rooms” gehen würden, Räume, die man nur durch das Lösen praktischer Rätsel wieder verlassen kann. Auch wenn wir anfangs Kommunikationsschwierigkeiten hatten, da wir uns ja nur auf Englisch verständigen konnten und sehr viel Teamwork gefragt war, gelang es jedem einzelnen Team, seinem Raum zu entkommen. Im Endeffekt hat uns dieses Spiel noch ein entscheidendes Stück mehr zusammengeschweißt.

Den Abend ließen wir selbstverständlich mit einem gemeinsamen Essen ausklingen. Dazu trafen wir uns in einer Taverne in Hafennähe und selbst Frau Linder, Herr Herrmann und die griechischen Lehrer und Eltern leisteten uns Gesellschaft. Und auch wenn wir deutschen Schüler/-innen dachten, es wäre nicht möglich, dass man noch mehr essen könne, als wir es schon mittags getan hatten, so wurden wir doch eines Besseren belehrt, als es zum Nachtisch zwei selbstgebackene Geburtstagstorten für ein Mädchen aus unserer deutschen Reisegruppe gab, das an diesem Tag 16 geworden war. Am ersten ganzen Tag unseres Austauschs begleiteten wir unsere Griechen in ihre Schule und durften erfahren, wie man im heutigen Griechenland Altgriechisch unterrichtet. Das Faszinierende daran war, dass es mehr von einer Geschichtsstunde zu haben schien als von einer Griechischstunde, wie wir sie kennen. Des Weiteren durften wir einer Deutschstunde beiwohnen. Nachmittags machten wir eine Sightseeingtour durch Thessaloniki, dank der wir sowohl die bildschöne Aussicht von der Stadtmauer auf die umliegende Landschaft und das im Sonnenlicht glitzernde Meer als auch die Ohrfeige, die einer unserer Mitschüler beim Versuch, vom Dach des Sightseeing-Busses zu filmen,von einer Mitschülerin erhielt, wohl niemals vergessen werden. Nach dem Ende unserer Tour teilten wir uns wieder in kleinere Grüppchen ein, so dass mir und drei Mitschülern eine wunderschöne Bootsfahrt über das Meer im Sonnenuntergang vergönnt war.

Am zweiten Tag fuhren wir ohne die griechischen Schüler/-innen nach “Pella” (griech. Πέλλα) – zur Zeit Philipps II. und Alexanders des Großen die Hauptstadt des antiken Makedonien. Wir hatten eineinhalb Stunden Zeit, um uns selbst die antike Ruinenstadt anzusehen. Dass wir im Gegensatz zu anderen Schulklassen, die den Ort besichtigten, keine Führung hatten, erwies sich als positiv, denn so konnten wir unser Wissen über antike Architektur, das wir uns in den letzten drei Jahren angeeignet hatten, selbst anwenden. Anschließend fuhren wir in das zur Anlage gehörende Museum, in dem alle in Pella gefundenen Schätze aufbewahrt sind. Dort fanden wir auch die Antworten auf alle offen gebliebenen Fragen zur antiken Stadt. Gegen Mittag fuhren wir weiter nach Edessa, zu deren Sehenswürdigkeiten vor allem die atemberaubenden Wasserfälle am Stadtrand zählen. Nach ca. drei Stunden des Staunens, der Sprachlosigkeit über all die Schönheit und unzähliger Gruppenfotos machten wir uns wieder auf den Weg zurück nach Thessaloniki. Dort gingen wir, wieder mit unseren Austauschpartnern/-innen, noch einmal zur Stadtmauer, um sie genauer zu inspizieren als am Vortag. Den Abend verbrachten wir alle getrennt in unseren uns rührend umsorgenden Gastfamilien.

Am dritten Tag unseres Austauschs durften wir mit Mrs. Politou, einer überaus unterhaltsamen griechischen Englischlehrerin, unseren Vormittag verbringen. Sie besuchte mit uns Museen, Kirchen, predigte uns die Historie Thessalonikis und zeigte uns vor allem den Ort, an dem man den besten Kaffee kriegen kann. Gegen Mittag sahen wir uns dann ein Theaterstück an, inszeniert von einem Kollegen Mrs. Politous und unseren Austauschpartnern/-innen: Thema war die tragische Figur Helena, die wir alle aus der „Ilias“ kennen. Den Rest des Tages verbrachten wir, nachdem wir noch alle gemeinsam zu Mittag gegessen hatten, wieder getrennt.

Der vierte Tag führt uns deutsche Schüler/-innen zusammen mit unseren Austauschpartnern/-innen nach Dion (griech. Δίον). Diese Grabungsstätte liegt am Fuß des Berges Olymp (griech.Όλυμπος), jenes Berges, von dem aus die Götter vor Äonen über das Schicksal der Menschen bestimmt haben sollen, wenn man dem Mythos Glauben schenkt. Und den Berg zu sehen, über den wir nun schon so viel übersetzt hatten, war (wenigstens für mich) ein unglaubliches Erlebnis. Das örtliche Museum zog den Spannungsbogen in die Länge, denn dort waren auf drei Etagen verteilt weltberühmte Statuen, in Stein gehauene Bilder und Vasenmalereien. Jede einzelne hatte man schon einmal gesehen, auf Bildern oder in Dokumentationen, aber sie im Original in greifbarer Nähe zu haben und sogar berühren zu können, übertraf alles, was wir uns von diesem Tag erhofft hatten. Ausklingen ließen wir unseren Ausflug, indem wir alle an den Strand fuhren und dort fünf sehr schöne Stunden verbrachten. Abends teilten wir uns zwar wieder auf, doch ein paar von uns verbrachten den Abend im Hafen, gemeinsam Kaffee trinkend direkt am Wasser und den Sonnenuntergang genießend.

Den letzten ganzen Tag unserer Reise verbrachten wir vormittags in einem Museum, in dem die Goldschätze Alexanders des Großen ausgestellt waren. Angeleitet wurden wir von der unersetzlichen Mrs. Politou, die uns nach dem Verlassen des Museums bereits verabschieden musste, da sie am folgenden Tag nicht mit zum Flughafen kommen konnte. Den Nachmittag verbrachten wir alle getrennt, doch abends trafen wir uns wieder etwas außerhalb der Stadt bei einer griechischen Schülerin, die für uns zum Abschied eine Poolparty schmiss, aus der jede Menge großartiges Essen, nasse Klamotten und die Vermittlung deutscher Volkslieder resultierten.

Der letzte Tag (30.04.2017) lässt sich in einem Wort ziemlich gut zusammenfassen: Trennungsschmerz! Denn wir alle hatten unendliches Glück, was unsere jeweiligen Austauschpartner/-innen anlangt. Jeder hat sozusagen sein griechisches seelisches Spiegelbild zugeteilt bekomme und niemand trennt sich gerne von seiner schöneren braungebrannten Hälfte. Und gerade als durch tausende Versprechen eines baldigen Wiedersehens alle Tränen versiegt waren, begann Herr Herrmann am Terminal Opern-Arien zu schmettern und alles begann von vorne …

Vielen Dank an unsere Begleitlehrkräfte, die uns diesen Austausch ermöglicht haben!

(Yuma Hoven, 10 b)