Abend der W-Seminare: Junge Annenser/-innen präsentieren ihre Arbeiten

Die Präsentation ausgewählter W -Seminararbeiten mit Bestnote – eine nunmehr schon Tradition gewordene Veranstaltung der Societas Annensis oder, wie Schulleiter P. Schwertschlager in seiner Begrüßung sagte, „ein ganz besonderer Abend im Schuljahr, der wieder einmal zeigt, was das Anna ausmacht “.

Da Frau Dr. Gerckens, stets das Gesicht der Societas an diesem Abend, wegen Krankheit fehlte, übernahm kurzerhand der stellvertretende Vorsitzende Thomas Kemmerling die Moderation des Abends. Zunächst kamen alle von den Kursleitern nominierten Kandidaten/-innen vor das Publikum und Herr Schwertschlager stellte sie mit Fach und Arbeit kurz vor.

 

Nominierungen 2017

Philipp Jehle: Möglichkeiten der Reduktion des Wasserverbrauchs anhand ausgewählter Fallbeispiele (Geographie: Herr Raczkowsky)

Caroline Kurth: Die salafistische Radikalisierung von jungen Menschen in Deutschland – Hintergründe und Prävention (Religion: Frau Schreiber)

Julian Aschenbrenner: Die Darstellung der Frontier im Western (Deutsch: Herr Hirsch)

Selina Miller: Der Aufstand im Warschauer Ghetto in David Safiers ’28 Tage lang’ (Deutsch: Frau Dr. Weiser)

Luisa Flechtenmacher: Der Aufstieg des Gaius Octavian bis 31. v. Chr. im Spiegel literarischer und archäologischer Quellen (Latein: Frau Wohlmuth)

Jan Claar: Biolumineszenz – Funktionsweise und möglicher Einsatz in der modernen Gesellschaft (Biologie: Herr Niedorf)

Thomas Müller: Teilnahme am Bundeswettbewerb Mathematik (Mathematik: Frau Haltmayer)

 

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Schon im Vorfeld hatten sich Schulleitung und Vertreter der Societas für drei Arbeiten aus den Fächern Geographie, Religion und Deutsch entschieden. Als Anerkennung ihrer Leistung erhielten die vier Schüler/-innen, die nicht in die Endrunde gekommen waren, einen Büchergutschein und viel Applaus. Anschließend stellten in einer jeweils ca. 20minütigen Präsentation die drei nominierten Kandidaten/-innen ihre Arbeiten vor.

Wasser als unentbehrliche Lebensgrundlage: Einleitend kontrastierte Philipp Jehle, der als Erster präsentierte, das Bild eines ausgetrockneten Bodens in Indien mit den Wasserrechnungen in deutschen Privathaushalten, die unseren sorglosen Umgang mit der stets verfügbaren „billigen“ Ressource Wasser enthüllten. An Rechenbeispielen zeigte er Einsparpotentiale beim Wasserverbrauch. Empirie und experimentelles Arbeiten bildeten den Schwerpunkt der Arbeit des Referenten. Er analysierte ausgesuchte Wasserverbrauchssituationen, zum Beispiel das Händewaschen in der eigenen Familie, beschrieb Durchführung und Auswertung des Experiments und errechnete das beeindruckende Einsparpotential von 62 Prozent beim Wasserverbrauch, vorausgesetzt, man beachtet einige einfache Tipps im Umgang mit Wasser (z. B. den Verzicht auf laufendes Wasser beim Einseifen). Analyse und Evaluation der Versuchsergebnisse ergaben hochgerechnet ein Einsparpotential beim jährlichen Wasserverbrauch in Deutschland, mit dem ein mittelgroßer Bundesstaat in Indien knapp zwei Monate versorgt werden könnte –  was ein beeindrucktes Raunen im Publikum auslöste und sicher so manchen Zuhörer daran erinnerte, mit Wasser sorgsam und bewusst umzugehen, oder, wie es der Referent abschließend formulierte: „Machen Sie sich das Wasser zum Freund!“ Denn schon Goethe wusste: „Das Wasser ist ein freundliches Element für den, der (…) es zu behandeln weiß.“

Alarmierende Zahlen: Rund 600 Personen bewegen sich allein bayernweit in der salafistischen Szene, Tendenz steigend. Caroline Kurth griff dieses aktuelle Thema auf und untersuchte in ihrer Arbeit die salafistische Radikalisierung von jungen Menschen in Deutschland. Bezugnehmend auf jüngste Ereignisse beschrieb sie die Salafistenszene in Deutschland und beleuchtete die Gründe der Radikalisierung. Sie benannte fünf Faktoren, Wahrheit, Wissen, Gerechtigkeit, Gehorsam und Gemeinschaft (in der Literatur kurz WWGGG genannt) und zeigte auf, inwiefern diese als ideelle Grundlage bei der Rekrutierung junger Menschen dienen, etwa indem sie diesen eine neue Identität und Wertschätzung verleihen. Dass Staat und Politik gegenüber dieser Bedrohung durch radikale Ideologien nicht untätig geblieben sind, zeigte die Referentin anhand verschiedener Formen der Prävention auf. Dabei ging sie besonders auf die sog. indizierte Deradikaliserung ein. Seit gut einem Jahr existiert das Bayerische Netzwerk für Prävention und Deradikaliserung gegen Salafismus. Unter diesem Dach bündeln sich verschiedene Institutionen, die in Zusammenarbeit mit mehreren Ministerien Präventionsangebote als Antwort auf den radikalen Salafismus entwickelt haben. Mit weiteren Hinweisen für Interessierte beendete die Referentin ihren Vortrag.

Mythos Western: Wer diesem Genre zugetan ist, durfte sich auf die Präsentation von Julian Aschenbrenner freuen. Wer kennt es nicht – das bekannte Logo der Columbia Pictures? Und welche Assoziationen verbinden wir damit? American Dream und Go west! Damit stimmte der Referent die Zuhörer/-innen ein auf die Eroberung des Westens, auf die US-amerikanische Pionierzeit und ihre Darstellung im Western. In anschaulicher Weise beschrieb er die Lebensbedingungen der „Eroberer“ im Verlauf des 19. Jahrhunderts, den Mythos der ‘Frontiers’, eines nur schwer übersetzbaren Begriffs. Kurze Einspielungen von jeweils passenden Filmausschnitten veranschaulichten die erste Phase der Trapper – Forscher, Jäger und Fallensteller – (Das war der Wilde Westen), die Phase der Squatter – Siedler Viehzüchter, Goldgräber, Cowboys – (Der große Treck / Django) und die dritte Phase der Farmer (High Noon / In einem fremden Land). Mit dem Oklahoma Land Run 1889 endete die Frontier-Bewegung. Auch heute noch ist dieses Thema von Bedeutung, denn – wie der Referent abschließend betonte – leitet sich nicht zuletzt aus der Frontier-Bewegung bis heute das Selbstverständnis der US-Amerikaner ab.

Alle Referenten/-innen beeindruckten durch eine professionelle Präsentationstechnik und hohes inhaltliches Niveau sowie einen souveränen Umgang mit den anschließenden Fragen des Publikums, so dass die Wahl des / der Besten sicherlich jedem Zuhörer schwer fiel. Nach einer kurzen Pause, in der das Publikumsvotum ausgezählt und im Auditorium die Präsentationen eifrig diskutiert wurden, stand der Sieger fest: Der erste Preis ging an Philipp Jehle, der sich – wie auch seine beiden Mitstreiter – über ein schönes Preisgeld freuen durfte.

Nil satis nisi optimum – nicht nur einen bekannten englischen Fußballclub ziert dieses Motto. Auch wer sich von Engagement, Leistung und Niveau junger Annenser/-innen und damit der Qualität unserer Schule ein Bild machen will, sollte den Abend der W-Seminare nicht versäumen.

 

(Renate Wohlmuth)