Zukunftsmusik – Jahrestreffen der Societas Annensis 2019

Das diesjährige Jahrestreffens der Ehemaligen-Vereinigung des Gymnasiums bei St. Anna am 30. Juni 2019 stand ganz im Zeichen der jungen Generation:

Zum einen wurde im Rahmen der Festveranstaltung der mit 500 Euro dotierte Förderpreis an Carla Dittrich verliehen. In ihrer Laudatio hob die Musik-Fachbetreuerin Frau Ballinger-Amtmann nicht nur das ausgezeichnete Abitur der Absolventin hervor, die die Traumnote 1,0 erzielte, sondern auch deren Leidenschaft für die Musik. Dass Carla seit ihrem siebten Lebensjahr Klavierunterricht erhielt, zeigen ihre technischen Fähigkeiten auf dem Instrument; hinzu kommen Begabung und beträchtliche Übung, die sich zu gestalterischen Impulsen vereinigen – die die junge Musikerin bei zahlreichen öffentlichen wie innerschulischen Konzerten und zuletzt bei der vorgestrigen Entlassungsfeier der Abiturientinnen und Abiturienten an den Tag legte. Als Solistin am Klavier (und darüber hinaus als Violinistin) leistet Carla Herausragendes und will, wie sie selbst, ohne alle Allüren und mit großer Bescheidenheit, in ihrem Dankeswort hervorhob, künftig ihre Freude an der Musik auch weitergeben. Daher wird sie in Zukunft ein Musikstudium aufnehmen, für das ihr die Laudatorin viel Erfolg wünschte.


Zum anderen widmete sich die Festveranstaltung der Societas Annensis einer höchst aktuellen Thematik, die sich Jugendliche in den letzten Monaten zu eigen gemacht haben: der Klimafrage, die unser aller Zukunft betrifft. Die darum kreisende Podiumsdiskussion mit Aylin Yildiz (Q 11) und Livia Wunderwald (9pM) sowie Jakob Hochheuser (10M) stand unter dem Motto „Schülerprotest oder Menschheitsthema? Ein Dialog über Fridays for future“. Moderiert wurde die Diskussion von einem Experten für Ressourcenkonflikte, Herrn Prof. Dr. Christoph Weller, der den Augsburger Lehrstuhl für Friedens- und Konfliktforschung innehat und auch das einleitende Impulsreferat hielt. Aktuell wurde der Klimawandel seiner Aussage nach nicht durch gefühlt heiße Sommer in Deutschland, auch nicht wegen neuester alarmierender wissenschaftlicher Erkenntnisse oder kürzlicher politischer Verlaut- und -vereinbarungen auf dem G20-Gipfel –, sondern vielmehr durch die anhaltenden, weltweiten Schülerproteste. Alles andere als die ursprünglich vermutete ‚Eintagsfliege‘, erweise sich die Fridays for future-Bewegung als möglicher Übergang zu einer gesamtgesellschaftlichen Transformation, vergleichbar mit der Friedensbewegung der 1980er Jahre oder, so ein späterer Publikumsbeitrag, mit der 1968er-Bewegung. Nach einer kurzen Rekapitulation der Stationen der Klimapolitik, angefangen beim Kyoto-Protokoll des Jahres 1997 bis hin zum 2016 ratifizierten Pariser Klimaschutzabkommen, zeigte Herr Prof. Dr. Weller Konfliktlinien der internationalen Politik auf, die gesellschaftspolitisch gesehen auch einen Generationenkonflikt bedingen, so ein späterer Gesprächsbeitrag. Gerade er sorge für Gesprächsbedarf zwischen den Generationen bis hin zur offenen Auseinandersetzung, berge also jenes Konfliktpotential, das die Chance für notwendige ökologische wie ökonomische Veränderungsprozesse eröffnen könne. Mittels Regelverstößen zwingen die Schülerproteste die Erwachsenen zur Positionierung – in der Klimafrage selbst. Und da die junge Generation die Wählerinnen und Wähler von morgen stellt, ist auch die Politik hellhörig geworden. Die Klimaproteste scheinen der Seismograph der Qualität unserer Zukunft und unseres gesellschaftlichen Miteinanders. Dies kommt im Laufe der Podiumsdiskussion ebenso zum Ausdruck wie die Verdrängungsversuche und das Schuldbewusstsein vieler Erwachsener einerseits und die notwendige Institutionalisierung des Veränderungsprozesses andererseits – ein Appell an die Jugendlichen, sich durch eine optimale Schulbildung spätere Entscheidungspositionen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik und damit Gestaltungsspielräume in der Klimafrage zu eröffnen. Denn die Notwendigkeit der Regulierung, um konkrete Klimaziele wie die Wahrung der 1,5 Grad-Grenze oder den Kohleausstieg bis 2030 zu verwirklichen, steht als Theorieansatz außer Frage.

Mit diesem generationenübergreifenden Konsens endet die Podiumsdiskussion, die zugleich beweist, dass die Societas Annensis am Puls der Zeit ist – auch die Ehemaligen-Vereinigung des Gymnasiums bei St. Anna will etwas bewegen und sich für einen guten Zweck solidarisieren, mit der jungen Generation, aber auch mit der älteren: Dies zeigt die herzliche nachträgliche Gratulation des Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Hans-Eberhard Schurk zum 85. Geburtstag von Herrn Hal Bauerfeind, dem langjährigen Leiter der Jazz Babies, die das Jahrestreffen musikalisch gekonnt umrahmten. Zwei Fünfklässlerinnen erfrischten das Publikum mit ihrem Bläser-Solo von „The Gentle Rain“ (Luiz Bonfá) und die von hochsommerlichen Temperaturen begleitete Veranstaltung klang am Buffett harmonisch, aber auch nachdenklich aus.

Vielen Dank an alle Beteiligten, namentlich an den Gastredner, Herrn Prof. Dr. Weller, sowie an unsere engagierten Schülerinnen und Schüler: bei den Jazz Babies, auf dem Podium und beim Catering!

(Dr. Sandra Schwarz im Namen der Schulleitung)