“Jeder Mensch ist ein Abgrund” – Büchners “Woyzeck” im Schulthealter

„Er ist ein interessanter Kasus“ – getreu diesem Motto wurde das Stück „Woyzeck“ von unserem Oberstufentheater unter der Leitung von Herrn Schwertschlager am 1. und 2. April 2019 aufgeführt. An der eigenen Interpretation des Dramas arbeiteten die beteiligten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein ganzes Jahr lang, um es möglichst sehenswert auf die Bühne zu bringen. Dies ist ihnen mehr als gelungen – die Schauspieler schafften es, dem Publikum den Inhalt des Stückes und die oft anrührenden Emotionen der Figuren sehr gut zu vermitteln. Gerade bei dem ‚armen Woyzeck‘ gelang es Mattis Lenke (Q 11) durch seine großartige darstellerische Leistung, die zunehmende geistige Verwirrtheit des Soldaten zum Ausdruck zu bringen. Durch überraschend moderne Theaterelemente, wie Lichtregie, Sprechchöre und den gezielten Einsatz von Musik, zogen die Akteure die Zuschauerinnen und Zuschauer dauerhaft in ihren Bann.

Und trotz der Tragik von Büchners Drama konnten die Schülerinnen und Schüler des Profilfachs das Publikum auch immer wieder zum Lachen bringen. Dass Woyzeck alles andere als ein einfaches Leben hatte, kam trotzdem klar zum Ausdruck: Er rasiert täglich seinen Hauptmann (dominant: Lorenz Käuffer, Q 12) um etwas Geld zu verdienen, und begibt sich in die Hände der Doktorin (beeindruckend: Yuma Hoven, Q 12), die ein Erbsenexperiment mit Woyzeck durchführt und sich an seiner geistigen Degeneration wissenschaftlich erfreut. Die einzigen Menschen, denen Woyzeck vertraut, sind seine Freundin Marie (anrührend: Aylin Yildiz, Q 11) und sein bester Freund Andres (glaubwürdig: Max Angeles-Dominquez, Q 11). Aber Marie, die Mutter seines unehelichen Kindes, wird ihm auch genommen und zwar vom Tambourmajor (authentisch: Ferdinand Gerlach, Q 12), was Woyzeck dazu bringt die Geliebte umzubringen: „Was aber ist es, was in uns mordet?“ – die Antwort auf diese Frage bleibt Büchner in seinem düsteren Stück also keineswegs schuldig.

Trotz dessen hohen Anspruchs schafften es alle Beteiligten die Handlung verständlich zu übermitteln, was nicht zuletzt an der Regie unseres Schulleiters lag, die immer wieder auf Verfremdung setzte. Das reduzierte Bühnenbild – für das Herrn Fiener zu danken ist – war Teil dieser Wirkung, die sich sehen ließ und viel Applaus samt Lob erntete.

Alle Darstellerinnen und Darsteller dieses Theaterstücks sowie viele Helferinnen und Helfer haben neben dem Schulalltag ein faszinierendes Werk auf die Bühne gebracht und für zwei rundum gelungene Abendvorstellungen gesorgt: Vielen Dank dafür an alle Beteiligten sowie an Herrn Schwertschlager!

(Chiara Rangone, Q 11)