3 Tage im Nirgendwo – Radeln in Rappershausen

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Montag Morgen, 7 Uhr 15, Regen, müde Gesichter, zu lange Schlange für einen Kaffee… gewöhnlicher Start ins Schullandheim. Aber es sollte nicht ganz gewöhnlich sein und so begann das Abenteuer im hohen Norden Bayerns nach einer langen Zugfahrt gleich mit einer gewagten Mountainbike-Tour, die zu unserer Bleibe führte. Unser vorübergehendes Revier: Viele Hügel, Wind, Regen, ein untaugliches GPS-Gerät, sportliche Fahrräder und nun ja… wir. In unserer vollen sportlichen Varietät. Aber wir sind nach ungefähr 15 km angekommen. Einige waren bereits an ihrem körperlichen Limit angekommen, Tränen flossen, rote Gesichter hingen schlapp über den Lenkern, erste Trotzreaktionen wallten auf. Andere rollten nur die Augen… Diese 15 km bei leichtem Regen, es ginge schließlich auch viel schlimmer!

Nach einer Stunde Pause und Ankommen im Haus ging es auch schon weiter,, denn schließlich waren wir zum Radeln hergefahren. Orientierungsschwierigkeiten gehören nun mal dazu, auch das Warten auf den hinteren Teil der Gruppe, der langsam eintrudelte und japsend nach einer Pause verlangte, die der vordere Teil bereits genossen hatte. Fast alle haben jedoch durchgehalten und ihre mentale Stärke gezeigt, die durchaus in jedem von uns steckt! Den Nachmittag verbrachten wir an einem See, den einige trotz wechselhaften Wetters für ein schlammiges Bad nutzen 😉 Auf dem Rückweg tauchten dann die ersten Beschwerden auf: schwere Bein, Muskelkater und natürlich der Hintern, der mit einem harten Sattel gequält wurde und sehr sehr stark schmerzen kann!
Beim ersten Abendessen wurde uns ein essentielles Problem bewusst: Niemand hatte mit unserer Verfressenheit und unserem Futterneid gerechnet und so brachten wir die Köchinnen ziemlich ins Schwitzen. Das Lagerfeuer später am Abend (natürlich mit Stockbrot) war jedoch ein gelungener Ausklang des ersten Tages. Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück direkt wieder auf die Räder um uns ein bisschen geschichtliches Wissen im ehemaligen Grenzgebiet der innerdeutschen Grenze zu vermitteln. Nach einem irreparablen Platten mussten wir danach aber wieder zurück ins Haus um unsere Lage zu besprechen und da unsere Essensvorräte langsam knapp wurden, wuchs das Bedürfnis nach einem Laden. Trotz Warnungen der dort Ansässigen machten wir uns also bei starkem Wind wieder auf die Suche nach Infrastruktur und Zivilisation, woran wir jedoch phänomenal scheiterten und ein Nickerchen am See einschoben. Die Gegend um Rappershausen ist aber wirklich wunderschön, was man sowohl bei den vielen Verschnaufpausen als auch bei rasanten Hangabfahrten auf guten, wenig befahrenen Straßen bewundern konnte. Weite Felder, vereinzelt Kirchtürme, Dörfer, die sich in ein Tal schmiegen, Traktoren, Wälder und sogar zwei Rehe wurden mit lautem Geschrei und großen Augen erspäht. Wenn man sich nämlich nicht gerade einen Berg hochkämpfte oder auf Kieswegen zu bremsen versucht, kann man durchaus ein offenes Auge für die Umgebung haben.
Als wir nun am Dienstag ca. zwei Stunden vor dem Abendessen wieder da waren, einige haben hart gekämpft, andere waren gerade erst aufgewärmt, konnten wir dank des großen Angebots des Schullandheims unsere Freizeit dementsprechend gestalten. Basketball und Fitness mit Trainer Bolg, Tischtennis, chillen im Zimmer, duschen oder Snapchat-stories im einzigen Raum mit Wlan. Wir hatten tatsächlich sonst nirgendwo Empfang! Wieder ließen wir den Abend mit einem gemütlichen Lagerfeuer ausklingen (diesmal mit doppelt so viel Stockbrot) und danach ging’s ins wohlverdiente Bett. Das Programm für den letzten Tag waren sogenannte Mountainbike-Trails, das sind schmale Wege über Stock und Stein, über Schotter, durch den Wald, steile Hänge nach oben etc… Hier gab es allerdings verschiedene Schwierigkeitsgrade und so kamen wir alle mehr oder weniger heil zurück um dann die Fahrräder zu putzen und anschließend unser letztes Mittagessen einzunehmen. Die Rückfahrt war um einiges turbulenter als die Hinfahrt, falsches Gleis, falscher Alarm und Passkontrollen am Bahnhof, die mögliche Drogenschmuggler aus unserer Klasse entlarvten, aber schließlich sind wir alle wieder in Augsburg angekommen und waren wohl teilweise wehmütig, andererseits froh, so schnell keinen Hügel mehr hochstrampeln zu müssen.
Alles in allem war der (viel zu kurze) Aufenthalt für uns alle aber eine wertvolle Erfahrung. Viele sind sowohl psychisch als auch physisch an ihre Grenzen gekommen, denn das Reisen in großen Gruppen erfordert Toleranz, Geduld und Offenheit für neue Erfahrungen. Trotzdem hatten wir viel Spaß, coole Lehrer, ein ausgewogenes Programm und definitiv einen schönen Abschluss der 10. Klasse.
Danke Frau Bolg und Frau Reger für die coole Idee und die gute Betreuung!

Monika Nowotny