Senza parole – die Körpersprache der Italiener: Mario Parisi erklärt Schülern die Ausdruckskraft italienischer Gesten

Heißt es nicht oft, man würde sich in Italien leicht auch mit Händen und Füßen verständigen können? Ganz richtig sei diese Aussage nicht, erklärt Mario Parisi auf Einladung der Fachbetreuerin für Italienisch, Katherina Keck, den Schülern/-innen der Jahrgangsstufen 9 (Mittelstufe Plus), 10, 11 und 12 im Vortragssaal des Gymnasiums bei St. Anna Augsburg (30.01.2018). Schon in seiner Begrüßung bringt der Referent die Jugendlichen mit seiner humorvollen Art zum Lachen, als er erklärt, dass die Füße nichts zur Sache täten, die Italiener aber tatsächlich beim Sprechen stark von ihren Händen Gebrauch machen würden, das Italienische sogar als gestenreichste Sprache der Welt gelte. Mario Parisi, der 2016 bereits ein Buch zum Sachverhalt veröffentlicht hat (La Gestualità degli Italiani) führt die Schüler/-innen kurzweilig und anekdotisch – und natürlich gestenreich – auf Italienisch in die Welt der italienischen Körpersprache ein. Bald sieht man, wie auch im Zuschauerraum die Hände zum Einsatz kommen und erste italienische Gestik ausprobiert wird.

Zum Glück erklärt der Italienischlehrer, der ursprünglich aus Viterba bei Rom stammt, nicht nur die Herkunft und „korrekte“, zum Teil regional variierende Ausführung der Gesten, sondern auch deren Bedeutung. Da einen manch eine Geste – wie zum Beispiel „der Gehörnte“ (il cornuto) auf Grund ihrer Anspielung auf die verletzte Ehre eines gehörnten Ehemannes – noch heute in Schwierigkeiten, wenn nicht sogar in Lebensgefahr bringen kann, vermittelt der Vortrag auch wertvolles interkulturelles Wissen. Einige der  Erklärungen für den Ursprung einer Geste, zum Beispiel des vehementen Wegstreichens der Hand unter dem Kinn – einer der am häufigsten imitierten italienischen Gesten –, erstaunen und zeigen die tiefe historische und kulturelle Verwurzlung der nonverbalen Sprache in Italien. Die Italiener verstärken ihre Aussage „non mi interessa“ oft mit der Hand unter dem Kinn, was ursprünglich den Bart eines Philosophen imitieren sollte. Hier können die Schüler/-innen ihr Wissen aus dem Unterricht reaktivieren und feststellen, wie die Magna Grecia, die griechische Kolonialisierung Süditaliens in der Antike, noch heute Spuren in den Gebärden der Italiener hinterlassen hat. Wer hätte gedacht, dass die Bewohner des antiken Süditaliens die Vorträge der griechischen Philosophen oft für so langweilig hielten, dass die Anspielung auf deren Bart zu einer der meistgebrauchten und vielseitig einsetzbaren italienischen Gesten zum Ausdruck von Desinteresse oder sogar Abneigung und Aggression wurde. Ganz anders als der Vortrag manch eines Philosophen gestalten sich die Ausführungen Mario Parisis. Mit Hilfe der DVD zu seinem Buch gelingt es ihm, die Gesten im Vortragssaal lebendig werden zu lassen und nach 90 Minuten ist allen Schülern/-innen klar, dass die Gesten nicht nur eine wichtige Ergänzung der gesprochenen Sprache darstellen, sondern diese zum Teil ersetzen oder deren Aussage verstärken, abschwächen oder ganz und gar ändern können.

Schade, dass man Gesten nicht lesen kann, denn eigentlich müsste man abschließend nur die Hand mit Zeigefinger und Daumen zum Ring geformt waagrecht vor dem Bauch entlangziehen, um auszudrücken, dass der Vortrag eine große Bereicherung des Italienischunterrichts darstellte: Fatto a regola d’arte! Die Fachschaft Italienisch des Gymnasiums bei St. Anna bedankt sich im Namen aller Schüler/-innen herzlich bei Mario Parisi!

(Katharina Keck)