Doppeltes Hörerlebnis: Thomas von Steinaecker & Musica Annensis

Das traditionelle Kammerkonzert der Musica Annensis im Rokokosaal der Regierung von Schwaben wurde diesmal von einer Autorenlesung Thomas von Steinaeckers begleitet. Text und Ton gingen eine kongeniale Verbindung ein, obwohl – oder gerade: weil – die klassischen Klänge auf heutige Wortkunst trafen, die der Science Fiction nahesteht.

Sowohl die jungen Musiker/-innen (allesamt ehemalige Annenser/-innen) unter Leitung von Herrn Ding als auch der zuletzt mit dem Carl Amery-Preis ausgezeichnete Augsburger Schriftsteller (der zudem promovierter Germanist ist) stellten ihr Können in den Dienst einer Benefizveranstaltung: Die Spenden kommen dem zentralen städtischen Konto „Armut/Asyl“ zugute, dessen zweifaches Anliegen Sozialreferent und Dritter Bürgermeister Dr. Stefan Kiefer persönlich erläuterte.

Den musikalischen Auftakt des Abends machte ein Flötenquintett Boccherinis, bei dem Anna Walz (Querflöte; Abiturjahrgang 2015) ihr Können zeigte, dann folgte ein Satz aus Mozarts Klavierquintett KV 452 mit der Solistin Natascha Dosoudil (Jg. 2011). Felicitas Mayer (Violoncello, Jg. 2014), Moritz Meisel (Violine, Jg. 2011), Maximilian Schilcher (Violine, Jg. 2011) und Heinrich Ding (Viola) boten zusammen mit ihrem Gast am Violoncello, dem Dirigenten Ingmar Beck (Jg. 2006), ein fulminantes Finale: Schuberts temporeiches Streichquintett (Op. 163), das höchst kunstvoll vorgetragen wurde, begeisterte das Publikum nach der Pause.

Mit Musik ganz anderer Art machte Thomas von Steinaeckers Vortrag aus seinem bislang unveröffentlichten Manuskript „Der Mann, der vom Sirius kam“ bekannt: Die autobiographische Graphic Novel kreist um die jugendliche Begeisterung für den Komponisten und Dirigenten Karlheinz Stockhausen, der als Begründer der Raummusik gilt. Nach einem Konzertbesuch vertieft sich Steinaeckers Bindung an sein Idol und ist dem angehenden Schriftsteller Inspiration für andere Welten. Von ihnen erzählt sein gerade erschienener Roman „Die Verteidigung des Paradieses“, aus dem Steinaecker ein skurriles Märchen aus der Perspektive einer Schildkröte vorträgt. Es ist dem 15jährigen Protagonisten Heinz in den Mund gelegt, einem Wunderkind, das in einer postapokalyptischen Zukunft Zuflucht in den Alpen und in einem elektronischen Wüstenfuchs einen Freund und Zuhörer findet. Das reale Publikum war nicht minder geneigt und spendete am Ende reichlich Beifall.

(Dr. Sandra Schwarz)