Konzertbericht Igor Levit & Next Generation – Fahrt zum Festival der Nationen

Auch in diesem Schuljahr setzte die Societas Annensis die schöne Tradition fort, die Jahrgangsbesten zu einem Ausflug einzuladen. Dieses Mal waren auch die Musik-Addita dabei, schließlich wartete ein ganz besonderes Konzert!

Ganz leger, in Jeans und Pullover, eröffnet am 22. September Star-Pianist Igor Levit gemeinsam mit dem vbw Festivalorchester das Festival der Nationen in Bad Wörishofen. Gespielt wird das 5. Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven, ein Stück, das nicht nur technisch anspruchsvoll ist, sondern auch historisch interessant. Zwanglos und hoch informativ ist die Veranstaltung, bei der hunderte Jugendliche mit ihren Lehrkräften gebannt der Musik und den kurzen Ausführungen des Pianisten sowie des Dirigenten zu Beginn eines jeden Satzes lauschen. Eben wegen dieser Ausführungen ist es allerdings auch nicht möglich, jeden Satz ganz zu spielen – der erste und zweite leiden darunter besonders.

Bemerkenswert ist nicht nur das für ein klassisches Konzert doch recht junge Publikum, sondern auch das Orchester, in dem nur Jugendliche von elf bis 17 Jahren spielen. Vielleicht strotzt gerade deshalb die Vorstellung vor Esprit und auch Levit, der schon mit vielen Orchestern überall auf der Welt gespielt hat, ist sichtlich begeistert von dem musikalischen Feuer, das an diesem Freitagvormittag im Kursaal lodert. Vom „Anna“ sind die beiden Musik-Addita, die Klassenbesten des letzten Jahres, ausgewählte musisch engagierte Schülerinnen und Schüler und natürlich die Musikfachschaft mit dabei, die dort auch Dinge aus dem privaten Leben Igor Levits erfahren. Er erzählt von seinen Anfängen am Klavier, der Berühmtheit seiner Hausschuhe, die diese während der Lockdowns durch die allabendlich gestreamten Wohnzimmerkonzerte erlangten und der Bedeutung, die das 5. Klavierkonzert „The Emperor” und klassische Musik allgemein in der heutigen Zeit noch haben. Es geht um das Vermächtnis des wohl wichtigsten Komponisten des 19. Jahrhunderts, den österreichisch-französischen Krieg, Napoleon und die Französische Revolution. Alles in allem eine Veranstaltung, die auch junge Leute für die klassische Musik begeistert.

Bei der anschließenden Einladung der Societas Annensis zum Pizza Essen im La Commedia, wird noch rege über das Konzert diskutiert. Dabei wird deutlich, wie sehr sich viele gewünscht hätten, das Klavierkonzert ganz zu hören, die Interviews ein wenig zu komprimieren und vielleicht ganz am Anfang oder Ende zu führen, anstatt sie etwas unbeholfen zwischen die Sätze zu schieben, worunter das Musikerlebnis litt.

Nichtsdestotrotz war es eine einmalige Erfahrung für alle, einen so hervorragenden Pianisten zu hören. Niemand könnte bestreiten, dass Levits Interpretation unheimlich schön ist: Die Klarheit und Prägnanz ist vielleicht einmalig, die Präzision, in der er den vielen Arpeggien immer wieder eine neue Farbe gibt, spiegelt die tiefe Zerrissenheit der Musik perfekt wider. Jede noch so kleine dynamische Feinheit hat ihren Zweck; er überlässt nichts dem Zufall. An den ruhigsten Stellen spürt man immer noch den Tumult und in den aufgewühltesten immer noch Kontrolle. Das hat alle Zuhörer gleichermaßen beeindruckt.

Timon Siniosoglou (11c)