Q 12 beim Brechtfestival – Der Brotladen oder: Wem gehört der Stadtraum?

Die Witwe Niobe Queck wird mit ihren fünf Kinder aus der Wohnung geworfen, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen kann. Das teure Feuerholz kann sie auch nicht bezahlen und Bäckermeister Meininger will von seiner Bestellung nichts mehr wissen, weil er Schulden bei der Immobilienfirma hat. So wird in Brecht’scher Manier nach unten getreten und der Kapitalismus zeigt sein destruktives Gesicht. Die Bühne hierfür bietet der Schalterraum der seit 2015 leerstehenden Filiale der Stadtsparkasse in Lechhausen.

Die beiden Schauspieler des Theater Bremen wechseln gekonnt die Rollen und Tonlagen mit V-Effekt und konfrontieren das Publikum mit teils lustigen, teils nachdenklichen, teils poetischen Szenen. Nicht Mitleid mit der Witwe Queck ist das Ziel, sondern Reflexion über die gesellschaftlichen Verhältnisse, die sie in diese Situation bringen. Und dann geht das Publikum durch das leerstehende Haus, im Keller aufgebrochene Tresortüren, ein Raum mit einem umgestürzten Bücherregal, auf dem Boden Bücher von Marx, Piketty, eine verlassene Küche, Büroräume. Wir kommen ins Gespräch, sind uns nicht sicher, was wir davon halten sollen, diskutieren darüber, wer in dem Haus wohnen könnte. Brecht hätte es gefallen.

(Dr. Claudia Weiser)